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OpenLedModule: Löten mit der Pizzapfanne

Es wird Sommer, und die Menschen versammeln sich um ihre edlen Kugelgrills,
um darauf veganes Bio-Halsgrat oder Tofu-Schweinswürstel zu braten.
Halt, falsch … Themaverfehlung. Nochmal.
Es wird Sommer, und die Maker versammeln sich um ihre billigen Pizzapfannen,
um darin ein paar OpenLedModule zu braten … äh … zu löten.


Es ist angerichtet: gebratenes OpenLedModul an Quarzsand

Wie im vergangenen Blogpost erwähnt, gibt es seit Kurzem einen ersten Prototypen des OpenLedModule – dem Open Hardware LED Modul für jedermann. In den letzten Wochen trieb mich daher die Frage um, wie genau denn nun jedermann dieses LED Modul Reflow-Löten können sollte.

Der industrielle Reflow-Lötofen fällt aus, denn er passt kaum in die Doppelgarage und ist für sporadisches Löten eine Spur zu kostspielig … wenn auch ziemlich repräsentativ
(„Sag mal, was steht denn da hinter dem Ferrari und dem gelben Lamborghini?“ „Och das – das ist meine neue Lötstraße, die brauche ich für meine LED Leuchten. Willst Du mal probelöten?„)

Der professionelle Reflow-Lötofen (sieht so ähnlich aus wie eine Mikrowelle, kann aber nicht mal Currywurst) kommt auch nicht in Frage. Kostenpunkt: immer noch einige hundert Euro.

Ein gehackter Pizzaofen (ca. 30 Euro) wirkt preislich schon viel attraktiver, liegt inklusive Temperatur-Controller aber noch bei über hundert Euro, und erfordert zudem Bastelarbeit.
Der gehackte Pizzaofen ist wohl eher die Lösung für den Makerspace – dazu vielleicht später mal mehr.

Übrig bliebe dann die Disziplin des sogenannten „Reflow-Herdplattenlötens“.
Den meiner Meinung nach schönsten Artikel zum Thema Pizzapfannenlöten gibt es hier bei Heise Online zu lesen, und weil der Artikel so schön zu lesen war, wollte ich es natürlich selbst versuchen.

Gerne hätte ich wie Autor Carsten Meyer meine Pizzapfanne gebraucht erworben, doch sind wir doch mal ehrlich: für 18 Euro Neupreis bekommt man das Teil zuzüglich Porto nicht mal bei Ebay. Also: neue Pizzapfanne gekauft – ist ja auch eine Anschaffung fürs Leben. Natürlich habe ich auch Quarzsand gekauft, wie im Artikel empfohlen. Sehr sehenswert dabei das fragende Gesicht der Kassiererin, beim Kauf einer Pizzapfanne mit Quarzsand. Allein dieser Blick war mir die 19,79 Euro wert.

Erste spannende Frage: wie genau muss man jetzt das „Thermostat tunen“, um Temperaturen bis 300 Grad zu erreichen? Kann ich das? Ja, ich kann!

Ich gebe zu, ich habe etwas grobmotorisch die Thermostat-Stellschraube verdreht, und bin sofort in den Bereich bis 350 Grad hineingeraten. Böser Fehler, denn wie „frankpe“ im Pizzapfannen-Artikel treffend kommentierte, reagiert die Teflon-Schicht ab 350 Grad gerne giftig. Also: nicht machen, gesund bleiben und die Temperatur immer schön im Auge halten.

Nach diesem kleinen Ausrutscher lief dann alles wie geschmiert. Erste Probelötungen mit Lochrasterplatine bei 270 – 300 Grad ergaben vielversprechende Ergebnisse.
Darum habe ich nicht lang gefackelt: OpenLedModule bestückt, Pizzapfanne aufgeheizt, Deckel drauf, 2 Minuten warten und staunend beobachten, wie sich das LED Modul ganz von selbst in der Pizzapfanne lötet. Deckel runter, etwas abkühlen lassen, fertig war der zweite Prototyp!

Damit beende ich meinen Bericht, denn ich brauche dringend weitere Pfannen-Lötpraxis. Ich will ein weiteres Modul löten. Ach was, so zu löten macht unglaublichen Spaß! Ich will dutzende Module löten – hunderte!

Bleiben Sie dran, ich muss löten gehen!

OpenLedModule: das brandneue Open Hardware LED Modul!

Für DIY LED Leuchtenbauer bricht bald ein neues Zeitalter an: OpenLedModule ist ein Open Hardware LED Modul. Mit dem LED Modul können schnell und unkompliziert eigene LED-Leuchtenkreationen hergestellt werden. Löten per Hand war gestern. Zukünftig sollen dann auch in meinem LED Kurs per Reflow Technik LED Module gelötet werden


Der erste Prototyp des OpenLedModule

Nun löte ich ja schon seit ein paar Jahren meine eigenen LED Leuchten, und habe in diversen LED Workshops auch andere Menschen dazu befähigt. Eigentlich ist alles gut möchte man meinen.

Aber wir leben im 21. Jahrhundert, und da ändert sich moderne Technik bekanntlich spätestens nach einem Jahr – eher sogar noch öfter. So auch die LED. War eine bestimmte LED vor zwei Jahren noch der letzte Schrei und supereffizient, so ist sie heute ein alter Hut und nicht mehr lieferbar. Kürzlich so geschehen, als ich Material für meinen Workshop nachbestellen wollte.

Geahnt hatte ich es schon früher, als ich die fragenden Blicke bemerkte, wenn ich Freunden von meinen handgelöteten LED Leuchten berichtete. Wie – LEDs per Hand löten? Heute nimmt man doch LED Streifen oder LED Module!

„Na gut, dann also LED Module“ dachte ich, und entwarf gleich mal meine erste LED Leuchte aus LED Modulen. Das Ergebnis war nicht schlecht, doch die Module waren mir (a) eine Spur zu teuer, (b) zu unflexibel und außerdem fühlte sich (c) die Leuchte irgendwie „zu wenig selbst gemacht“ an.

Den eigentlichen Ausschlag zum „selbsgemachten LED Modul“ gab dann ein kommerzielles LED Modul … dessen Verbindungsstecker fast genauso teuer war wie das LED Modul selbst.

Damit war mein Maker-Ehrgeiz endgültig geweckt: ein selbst designtes LED Modul mußte her!

Um die restliche Geschichte abzukürzen:
1. Reflow Löt-Workshop auf der MakerCon gemacht => Spaß gehabt, und begeistert gewesen
2. LED Experte kennen gelernt => Unterstützer für’s Platinendesign gefunden
3. Platinenfertiger kennen gelernt => Platinen-Fertigung geklärt

Damit war die Idee des Projekts OpenLedModule geboren: ein Open Hardware LED Modul, das sich jeder im Makerspace seiner Wahl nachbauen kann. Die Vision dabei: mit dem OpenLedModul sollen viele neue Designs für Open Hardware LED Leuchten entstehen. Einer nachhaltigen, reparierbaren LED Leuchte steht damit nichts mehr im Wege.

Der erste Prototyp des OpenLedModuls ist nun seit kurzem fertig, und die ersten Tests verliefen vielversprechend. Daher ist es jetzt an der Zeit „aus der Deckung zu kommen“, und das Projekt öffentlich zu machen.

Mehr Neuigkeiten zum OpenLedModul, gibt es …. na ja, sobald es mehr Neuigkeiten zum OpenLedModul gibt 🙂
Vorerst muss dieses Bild als Funktions-Beweis reichen:


Es lebt!

Phoenard: Arduino auf Steroiden

Was ist so groß wie eine Handfläche und enthält neben einem Arduino Mega, einem Telefoniemodul, GPS, WIFI und Bluetooth noch einen halben Elektronikladen voller Sensoren? Ein Hipster-Retro-Smartphone? Das neue Taschenmesser von McGyver? Alles falsch. Das Phoenard! Es ist ein „Programmierbarer Controller  für das Prototyping von Elektronikprojekten“ sagen die Hersteller des Geräts. Ich sage: das ist verdammt heißer Maker-Shit (… verzeihung, aber das ist doch die Situation hier!). So heiß, dass mich der Phoenard aus der Sommerpause hat aufwachen lassen, und zudem auch meinen Maker Blog aus seinem einjährigen Dämmerschlaf erweckt hat.

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Phoenard mit Breadboard und passender „Brotzeitbox“

Schon vor längerer Zeit gab es eine neue Kickstarter Kampagne für das Phoenard. Damals hatte ich nur eine vage Vorstellung was genau ich mit diesem Gerät anstellen würde. Offen gesagt, hatte ich die Kickstarter Kampagne schon wieder fast vergessen, als ganz unerwartet ein kleines Päckchen bei mir eintraf…

Das Päckchen enthielt eine grüne Brotzeitbox ohne Brot, aber dafür mit dem schnucklig kleinen Phoenard und ein wenig Zubehör. Nach dem Auspacken und dem ersten Ausprobieren der Beispiel-Software hat es dann bei mir „Klick“ gemacht. Dieses Gerät hat das Potential die Arbeit mit Arduino Microcontrollern auf eine neue Ebene zu heben! Aber der Reihe nach.

Die mitgelieferten Beispielprogramme bieten einen ersten Eindruck der Möglichkeiten des Phoenard:

  • Einige Beispiele, die das eingebaute Farbdisplay für die Darstellung von Messwerten nutzen
  • Ein MIDI- und ein MP3-Player (der Musik von der eingebauten SD Karte abspielt)
  • Programme, die die eingebauten Sensoren nutzen (Beschleunigung, Gyro, Magnetometer, Barometer)
  • Ein voll funktionsfähiges Telefonie-Beispiel (!) – der Phoenard ist damit auch ein Nerd-Phone

Wohlgemerkt: alle diese Arduino-Beispielprogramme befinden sich auf der SD Karte des Phoenard. Die Beispiele wählt man per Touchscreen auf dem Farbdisplay aus, dann werden sie in den Arduino hochgeladen und gestartet. Allein das ist bereits eine kleine Revolution: das aktuell laufende Arduino Programm kann man einfach unterwegs wechseln, ohne dass ein PC dafür notwendig wäre.

Die zweite Arduino-Revolution ist: da der Phoenard quasi alles an Hardware-Zusatzmodulen mitbringt, was man sich nur wünschen kann, kommt man bei vielen Projekten ganz ohne Breadboard und weiterer Shields aus. Damit werden viele Arduino-Projekte mobil: einfach den Phoenard in die Tasche stecken. Ein Li-Ion Akku mit langer Laufzeit ist dabei die mobile Stromversorgung für den Phoenard.

Doch wie macht sich der Phoenard nun beim Entwickeln am PC? Supereinfach! Einfach das Gerät per Micro USB-Kabel an den PC anschließen. Dann im Sketch-Menü auf dem Phoenard ein neues Programm-Icon anlegen. Danach läuft alles wie gewohnt: auf dem PC die Arduino IDE starten und die Programme auf den Phoenard hochladen.

Was mich jedoch am meisten beim Entwickeln begeistert hat: das eingebaute Farbdisplay. Arduino-Entwicklung war für mich als PC-Entwickler schon immer wie Blindflug. Ich hatte mich schon halbwegs damit abgefunden: so ist das halt bei Embedded-Programmierung… Aber halt: mit dem eingebauten Display des Phoenard sind die Zeiten des Debuggings über Serielle Schnittstelle vorbei. Debug-Ausgaben auf dem Arduino macht man ab jetzt grafisch!

Sie haben es sicher schon bemerkt: der Phoenard hat mich wirklich begeistert. Noch bin ich durch die vielen Möglichkeiten etwas überfordert und grüble welche Projekte ich damit machen werde. Das erste Projekt ist bereits klar: der Prototyp der Telefonie-Funktion für den Elektrohasn – das war mein eigentlicher Kaufgrund.

Zu einer vernünftigen Produkt-Rezension gehören aber auch noch kritische Worte:

  • Das Gehäuse des Phoneard besteht aus zum Teil sehr filigranen Acryl-Lasercuts. Sehr wahrscheinlich könnten Teile verloren gehen oder zerbrechen. Also: besser schon mal die Maße der Teile ermitteln und Ersatzteile am Lasercutter schneiden 😉
  • Man merkt auch, dass im letzten Moment noch das Akku-Modell des Phoneard geändert wurde – so richtig gut passt er nicht ins Gehäuse.
  • Auch die Montage des Gehäuses mit vier filigranen Schrauben ist eher was für Bastler als für Consumer-Geräte-Benutzer. Die typische Zielgruppe des Phoenard wird das aber nicht sehr stören. Ich rechne fest mit der baldigen Verfügbarkeit von 3D Drucken und Lasercuts für alternative Phoneard-Gehäuse.
  • Der Preis des Phoenard wird laut Hersteller 179 Dollar betragen. Ein stattliches Sümmchen – weit über dem Taschengeld-Niveau von Schülern. Allerdings: ich kann mir gut vorstellen, dass der Phoenard selbst zu diesem Preis zur FabLab-Standard-Ausstattung für Arduino-Workshops werden könnte.

Mein Fazit: der Phoenard hebt die Arduino-Entwicklung auf ein neues Niveau. Das Basteln mit dem Gerät macht richtig Spaß und die vielen Hardware-Module inspirieren zu neuen Projekten. Der Phoenard bekommt einen Like von mir – und das heißt was, denn ich Like zu gut wie nichts.

Und damit komme ich zum Ende meiner ersten Rezension des Phoenard. Vielleicht schiebe ich noch einen weiteren Bericht nach, sobald ich weitere Prototypen mit dem Phoneard und dem zugehörigem Breadboard gebaut habe.