Designstudium: eine Zwischenbilanz

Noch immer studiere ich für Sie Design in Pennsylvania. Was habe ich nicht schon alles gelernt: Benutzer haben Bedürfnisse, der erste Entwurf ist meist gar nicht der beste und argentinische Designstudenten würden das Bett für die Arbeit am liebsten nicht verlassen…

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Ein Design Protototyp … aber wovon?

Aber der Reihe nach. Da wäre zunächst mein Design Lehrer Karl T. Ulrich: ein amüsanter, meist Eis essender Mann, den die Aura eines Daniel Düsentrieb umgibt. Unglaublich was dieser Mann für ein vielfältiges Produktportfolio ausstößt: angefangen beim Fahrradsattel „Nexride„, über den Roller „Xootr“ bis hin zum bildschönen Eisportionierer „Belle-V“ – das zugehörige Kickstarter-Projekt läuft noch 21 Tage.

Eine Linie erkennt man nicht in diesem Portfolio – Herr Ulrich ist eben ein klassischer Tausendsassa. Seine Vorlesungen sind ein Genuss: da wird aus Tomatendose, Baseballschläger und zwei Spaxschrauben ein Küchenwerkzeug. Da wird bei jeder Gelegenheit Eis gegessen und als besonderes Highlight muss sogar mal der hochgradig pubertierende und dadurch extrem lässig behäbige Sohn für eine Benutzerstudie vor die Kamera. Action pur!

Karl T. Ulrich hat mir eines vermittelt: Design ist harte Arbeit. Als Informatiker tendiere ich ja eher dazu, die Menge der möglichen Lösungen zügig zu reduzieren. So ein Designer dagegen scheut sich nicht, immer weiterere Alternativen in Erwägung zu ziehen – ist halt gut, wenn man so richtig Auswahl hat bei der Suche nach der Lösung. Das gipfelt dann schon mal darin, dass Herr Ulrich 100 verschiedene Strichmännchen ausprobiert, bis er ein richtig gutes für sein Vorlesungs-Skript gefunden hat.

Der Fleiß meines Design-Lehrers hat mich angesteckt: auch ich betreibe inzwischen Studien zu Design-Alternativen, und finde dabei Lösungen, die mir früher niemals in den Sinn gekommen wären (Beispiel oben: ein neues Design für eine LED-Handlampe). Ich muß feststellen: das Studium zeigt Wirkung!

Doch Herr Ulrich und meine Design-Fortschritte sind noch nicht alles: meine internationalen Mitstudenten (deren Hausaufgaben ich korrigieren darf) sind ebenfalls außergewöhnlich. Sie entwerfen eine chinesische Tasche mit Gürtelhalter, einen italienischen (?) Nagellack-Organizer, eine amerikanische Werkzeugkastenleiter, oder aber auch einen argentinischen Bett-Tisch.

Da brechen Vorurteile in sich zusammen: die feurigen Argentinier – auch sie würden ihren Tag am liebsten im Bett verbringen! Das beruhigt mich dann doch ein wenig an diesem trüben Novembermorgen.

Obwohl, wenn ich genauer darüber nachdenke: höchste Zeit aufzustehen .. ich muß noch 98 alternative Design-Ideen ausarbeiten!

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